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Leuchttürme und keine Schiffe. Eine Kritik.

Leuchttürme und keine Schiffe. Eine Kritik.

Es ist Zeit zum Aufstehen, ohne falschen Mut und Selbsterleuchtungstürme.

von Reiner Eckel

In Zeiten des Web 2.0 weißt du eben schon abends, was am Morgen in der Zeitung stehen wird. Manchmal hat es den Charme, dass der Morgenkaffee doch schmeckt, weil du tags zuvor diesen Aufreger hattest. Heute Morgen wäre der Aufreger die Sache mit der offenbar beabsichtigten Baumfällung vor der Franziskaner Klosterkirche gewesen.

Ideen und Elan an seltsamen Plätzen

Eigentlich habe ich kein Problem damit, dieses wunderbare Kirchenschiff als Kulturkirche zu einer Art Leuchtturm zu machen. Eigentlich.
Seltsam ist nur, auf welchen Elan und welche Ideen wir plötzlich bei der Stadt stoßen. Wo es doch sonst an allen Ecken und Kanten genau daran mangelt. Wissen wir denn schon, wer wann welche hochkarätigen Veranstaltungen in der künftigen Kulturkirche abhalten möchte und wie sie promotet werden sollen? Naja, wo wir doch schon wissen, welcher Baum welcher Lampe weichen muss. Ein schon wieder neuer falscher Mut zur Lücke wird es doch nicht sein? Und da wir offenbar schon wissen wo welches Pflaster verlegt wird, sollte doch klar sein wofür das alles. Nur für ein Reformationsfestival doch nicht?
Oder bauen wir erst den Leuchtturm und gucken dann mal, ob auch ein Schiff vorbei kommt? Etwa wie im letzten Jahr als wir „Im Zentrum der Macht“ zwar wussten, wie Reise- und sonstige beträchtliche Kosten des Veranstalters zu bezahlen waren, aber die Werbung vergaßen? Es kamen ja viele Schiffe, segelten aber vorbei.

Wie Wind aus wechselnden Richtungen

Überhaupt, die Werbung. Die liegt hier in Zeitz sowas von am Boden und kommt mir vor als blies Wind aus wechselnden Richtungen das Licht im Hauptleuchtturm aus. Was schade ist und unnötig und bedrohlich. Schade, weil wir schon Leuchttürme haben, die es wert sind intensiv beworben zu werden.  Unnötig, weil Werbung nie zuvor leichter war als in Zeiten des Web 2.0.  Bedrohlich, weil unsere Leuchttürme außerhalb der Stadtmauern kaum noch zu sehen sind, so fast ohne Marschrichtungszahlen und berechenbare Daten für potenzielle Besucher. Und das, obwohl der Trend befürchten lässt, dass wir bald mehr Leuchttürme als Einwohner haben und alles tun müssten, was an aktiver Werbung geht. Es plätschert so vor sich hin.
Ein paar Beispiele?: der ständig präsente Button auf mz-web.de „MZFreizeitkalender „. Auf nicht einen der Zeitzer Leuchttürme wird verwiesen, was an den hiesigen Leuchtturmbesatzungen liegt, nicht an mz-web. Deshalb hat ZeitzOnline nunmehr einige Hinweise an die MZ gegeben und um Aufnahme in den Kalender gebeten (Mail siehe Toggle).

 

Etwas weniger Leuchtturm, etwas mehr Lust am Machen

ZeitzOnline hat sich die letzten Monate umgetan, in nahen und fernen Stadthäfen unsere Leuchttürme zu platzieren. Mühselig aber lehrreich ist das. Matrosenarbeit eben. Es macht auf Dauer ja nicht viel Sinn, nur das Publikum im eigenen Hafen zu bedienen.
Und wie sieht es auf den hiesigen Präsentationen aus? Kaum ein Leuchten. Auf der Homepage des einstigen Leuchtturms Zeitzer Theater im CAPITOL steht nicht nur kein Spielplan, es steht als Kapitän noch Wolfgang Staub drin. Wohl ein Grund, weshalb auf Zeitz.de kein Seitenverweis erfolgt. Und zeitz.de selbst? Altbacken und unübersichtlich die Navigation,  wichtige Information für Besucher als Such- und Ratespiel getarnt. Möglichkeit Weiterempfehlung? Fehlanzeige. Social Media? Fehlanzeige. Newsletter? Fehlanzeige. Und auf die Startseite gehören Leuchttürme wie die Moritzburg, keine Leuchtturmwärter.
Das Deutsche Kinderwagenmuseum schafft es nicht einmal, auf der eigenen Homepage seinen eigenen Leuchtturm am kommenden Sonntag zu kommunizieren. (K)ein Schiff wird kommen…es ist ein trauriges Lied.
Das muss doch den Mannschaften in den Leuchttürmen selbst, den Kolleginnen und Kollegen weh tun. Sie bringen Licht in die Türme, machen gute Angebote, präsentieren sie gut und können es dennoch nicht schaffen, so wahrgenommen zu werden wie sie es verdient hätten, wie es diese Stadt verdient hätte.

Gute Werbung ist teuer. Schlechte Werbung kommt teuer zu stehen.

Es ist eine Menge dran, an der alten Weisheit. Einst hieß der Spruch „tue Gutes und sprich darüber“, heute setzt man eher auf Leuchttürme. Darüber, über die Leuchttürme, sprechen musst du trotzdem. Ein gutes, modernes, schnelles und leicht handhabbares Mittel für gute Werbung kostet so gut wie nichts. Etliche ZeitzerInnen haben das längst verstanden und bemühen ihre eigenen Accounts im Web 2.0, um mit kleinen Leuchtfeuern auf die Leuchttürme ihrer Heimatstadt hinzuweisen, mit Veranstaltungstipps und Neuigkeiten Schiffe aus der Fremde in den heimatlichen Hafen zu locken.
Ihr da in den oberen Leuchtturmetagen, es braucht ein paar Menschen mit Lust am Machen und einen Leuchtturmwärter, der sie machen lässt. Wenigstens das, wenn es die große Strategie nicht gibt. Es wird Zeit.

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About The Author

REINER ECKEL Jahrgang 1953, wohnt in Zeitz. Der Web 2.0-Enthusiast ist in Sachen Web, Grafik und Layout als Autodidakt unterwegs. Betreibt zeitzonline.de seit 23. Februar 2011.

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